Stellungnahme von Deutscher Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU) zur Berichterstattung über die Veröffentlichung erster AOK-Faktenboxen am (Fehl-)Beispiel des PSA-Tests in verschiedenen Medien wie etwa WAZ/derwesten.de (26.05.2015), Aachener Nachrichten (26.05.2015), n-tv.de (26.05.2015), Saarbrücker Zeitung (27.05.2015) uvm.

Nach Pfingsten hat die AOK ihre ersten „Faktenboxen“ veröffentlicht, die dazu beitragen sollen, die Gesundheitskompetenz von Versicherten zu stärken, indem komplexe Fragen zu Nutzen und Risiken von medizinischen Behandlungen, Früherkennungen oder Nahrungsergänzungsmitteln auf kompakte Weise beantwortet werden. Erklärtes Ziel ist eine verständliche und einprägsame Wissensvermittlung via Internet, die den aktuellen Stand der medizinischen Forschung berücksichtigt. Weitere Faktenboxen sollen folgen. DGU und BDU befürworten jede Initiative, die dazu beiträgt, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu stärken. Dies spiegelt sich in ihren zahlreichen eigenen Broschüren und Flyern zur Patienteninformation wider.

Mit Befremden reagieren DGU und BDU indes auf die Berichterstattung etlicher Medien – wie etwa WAZ/derwesten.de (26.05.2015), Aachener Nachrichten (26.05.2015), n-tv.de (26.05.2015), Saarbrücker Zeitung (27.05.2015) uvm. – zur Veröffentlichung der ersten elf AOK-Faktenboxen. Unter dem Tenor vermeintlich unnützer Früherkennung, teils sogar gefährlicher Untersuchungen wird hier ausdrücklich das Beispiel des PSA-Tests zur Prostatakrebs-Früherkennung genannt. Dies erscheint nicht zuletzt deshalb fragwürdig, da der Test auf das prostataspezifische Antigen (PSA) gar nicht Gegenstand der elf AOK-Faktenboxen ist.

Stattdessen wird von den genannten Medien zum PSA-Test eine Veröffentlichung des Harding-Zentrums für Risikokompetenz am Berliner Max-Planck-Institut bemüht, das das Faktenboxen-Format für die AOK entwickelt hat. Das Harding-Zentrum wiederum stützt sich in seiner Darstellung von Nutzen und Risiken des PSA-Tests zur Prostatakrebs-Früherkennung, die durchweg negativ ausfällt, lediglich auf eine einzige Quelle: die Cochrane-Veröffentlichung Nr. CD004720, für die bis 2013 gut 200 potenziell relevante Fachartikel zu Studien – überwiegend aus den Jahren bis 2010 – ausgewertet wurden.

DGU und BDU weisen jedoch darauf hin, dass die bisherige Datenlage aus Studien bislang noch keine klaren wissenschaftlichen Ergebnisse zu Nutzen und möglichem Schaden der Früherkennung beim Prostatakrebs erlaubt, weil diese Studien eine Laufzeit von mindestens 15 Jahren benötigen. DGU und BDU empfehlen daher weiterhin Männern ab 45 Jahren, die nach ausführlicher Information über die Vor- und möglichen Nachteile und unter Berücksichtigung der persönlichen Situation eine Früherkennung wünschen, eine Tastuntersuchung und die Bestimmung des PSA-Wertes. Ein Prostatakrebs, der in einem frühen Stadium festgestellt wird, kann mit größerer Aussicht auf völlige Heilung behandelt werden. Die bekannte Diskussion um „Übertherapie“ und „Überdiagnose“ hat in der interdisziplinären „S3-Leitlinie Prostatakrebs“, die Deutsche Krebsgesellschaft und DGU gemeinsam erarbeitet haben, ihren Niederschlag gefunden. Durch die anerkannten Therapieoptionen „Aktive Überwachung“ oder „Zuwartende Beobachtung“ kann Übertherapie vermieden werden.

Der „Verteuflung“ des PSA-Tests als „reine Geldmacherei der Urologen“ halten DGU und BDU entgegen, dass die Sterblichkeit am Prostatakarzinom insgesamt deutlich abgenommen hat, seit es den Test gibt (in Deutschland um 20 Prozent, in den USA um 35 Prozent) und verweisen auf ihre gemeinsame Patientenbroschüre „PSA-Test: Bedeutung bei der Früherkennung von Prostatakrebs – Gut informiert entscheiden!“, die ebenfalls in verständlicher Weise alle bekannten Fakten zum PSA-Test aufbereitet.

Quelle:
DGU/BDU-Pressestelle
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